Neujahreserklärung 2024 der Häuservernetzung Winterthur

Die Häuservernetzung Winterthur ist ein Netzwerk von Bewohner:innen besetzter und selbstverwalteter Häuser, antikapitalistischen Gruppen und Einzelpersonen. Gemeinsam kämpfen wir gegen die kapitalistische Stadtaufwertung und für den Erhalt von günstigem Wohnraum. Wir bewohnen und unterhalten die selbstverwalteten Häuser seit vielen Jahren (das älteste seit 1997, das jüngste seit 2011) mit eigener Arbeit und auf eigene Kosten. Es sind unsere Zuhause und vielfältiger Wohn- und Kulturraum für viele.

Im Herbst 2020 haben wir uns als Häuservernetzung Winterthur zusammengeschlossen, weil die Eigentümerin, die milliardenschwere steuerbefreite Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte SKKG einigen von uns ein Ultimatum gestellt und verlangt hat, dass wir unsichere und befristete Gebrauchsleiverträge unterzeichneten. Seither versuchen wir, mit der SKKG über unseren langfristigen Verbleib und den Erhalt aller selbstverwalteten Häuser zu verhandeln.

Im Juli 2023 hat sie uns in Gutsherrenmanier mitgeteilt, dass sie drei von sieben selbstverwalteten Häuser Ende 2025 räumen lassen will. Den restlichen vier – weniger renditeträchtigen – Häusern sollen „mittel- bis langfristige“ Verträge vorgelegt werden.

4.11.2023 Wohnkrise-Demonstration in Zürich

Die SKKG ist zur Zeit daran, alle ihre über Jahrzehnte vernachlässigten Häuser zu sanieren, um die Rendite zu erhöhen. Alleine in Winterthur besitzt die Stiftung über 1500 teils noch günstige Mietwohnungen. In der Altstadt von Winterthur hat sie zahlreiche Häuser saniert, was zu massiven Mieterhöhungen und zur Vertreibung der vorherigen Bewohner:innen geführt hat.

Wir lehnen das Vorgehen und die Vorschläge der SKKG und ihrer Immobilienverwaltung Terresta ab. Wir lassen uns nach all den Jahren nicht einfach wegsanieren. Die Häuser sind unsere Lebensgrundlage. Wir haben in zwei Verhandlungsangeboten konkrete, konstruktive und umsetzbare Vorschläge für den Erhalt ALLER Häuser gemacht. Die SKKKG hat diese Angebote ignoriert.

Die Mieten steigen nicht, sie werden erhöht – wehren wir uns!

Wir wehren uns gegen die Vertreibung der ärmeren Bevölkerung aus Winterthur und kämpfen für den Erhalt des günstigen Wohnraums. Am 2. Februar 2023 haben wir deshalb während dem alljährlichen PR-Anlass der SKKG eine gutbesuchte Platzkundgebung vor dem SKKG-Sitz unter dem Titel „Apéro pauvre – Eat the rich“ organisiert. Im März 2023 haben wir zum den internationalen Housing Action Days gemeinsam mit der Interessengemeinschaft der Stefanini-Bewohner:innen IGBBSL Transparente gemalt und aufgehängt. Am 1. Mai 2023 waren wir mit mehreren hundert solidarischen Leuten an der antikapitalistischen 1. Mai-Demo unter der Parole „Nur nicht bescheiden: Bosse enteignen“. An Pfingsten 2023 haben wir mit 400 Leuten eine kämpferische Demonstration und eine erfolgreiches internationales Treffen gegen die Stadt der Reichen durchgeführt, an dem über 300 Personen teilgenommen haben. Im Juni 2023 haben wir am Werbeanlass der SKKG zu ihrem Luxus-Projekt Campo Flugblätter gegen die Pläne der SKKG verteilt.

Am 3. Juli 2023 wurden die Bewohner:innen der selbstverwalteten Häuser von der SKKG vorgeladen, nicht für Verhandlungen, sondern für die Mitteilung, dass drei der sieben Häuser Ende 2025 geräumt werden. Wir reagierten mit einer Demonstration und verliessen den Auftritt der SKKG-Präsidentin Bettina Stefanini und dem Stiftungsratspräsident Thomas Meier unter Protest, um gemeinsam in der Steinberggasse über das Vorgehen der SKKG zu informieren, zu essen und zu diskutieren. Wir wehren uns gegen den Spaltungsversuch der SKKG und gegen die Drohung, während der akuten Wohnungskrise obdachlos gemacht werden.

Im September 2023 nahmen wir uns Raum an der Kundgebung in Erinnerung an die grosse „Standortfucktor“-Mobilisierung vor zehn Jahren. Am 4. November 2023 nahmen wir mit tausenden Leuten an der Grossdemo gegen die Wohnkrise in Zürich teil. Zu diesem Anlass wurde die Kampagne „Eine andere Stadt ist möglich“ gestartet, mit der der Widerstand gegen die kapitalistische Aufwertung & Verdrängung in Winterthur & anderswo verbreitetert werden soll.

Organisiert Euch mit uns

Wir warten nicht darauf, bis die SKKG ein Haus nach dem anderen zu räumen versucht. Wir sind und bleiben selber aktiv und wehren uns gemeinsam gegen Wohnungsnot, Gentrifizierung und steigende Lebenshaltungskosten. Wir werden uns weiterhin in den Häusern, auf der Strasse und den Plätzen treffen und uns mit anderen von der Wohnkrise und den explodierenden Kosten Betroffenen zusammentun.

Auch 2024 werden wir weiter für den Erhalt des günstigen Wohnraums kämpfen hier und anderswo. Wir mobilisieren gegen die Vertreibungspolitik der SKKG und anderen Immobilien-Unternehmen. Wir organisieren uns mit Betroffenen, Solidarischen und Aktiven.

Wir rufen alle, die sich das immer teurere Leben nicht mehr leisten können und unter der Ausbeutung durch Chefs und Vermieter:innen leiden, dazu auf, sich mit uns zusammenzutun. Wir sind viele & wir wissen: eine andere Stadt ist möglich.

Häuservernetzung Winterthur 1.1.2024
wohnraumverteidigen.noblogs.org

 

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