Wir sind wütend!
Die Stefanini-Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte SKKG hat letzte Woche in den bürgerlichen Medien bekanntgegeben, sie wolle in Winterthur drei seit Jahrzehnten selbstverwaltete Häuser räumen lassen, damit sie diese teuer sanieren oder abzureissen kann, um lukrative Neubauten zu erstellen.
Was geschieht mit den Bewohner:innen der drei Häuser? Sie landen auf der Strasse und werden obdachlos. Der SKKG ist das egal. Und das während der akuten Wohnkrise!
Bild: Sue Simensky Bietila 2009
Es vergeht kaum eine Woche ohne schlechte Nachrichten. Die Wohnungsnot wird in den Städten immer ärger. Es gibt keine bezahlbare Wohnungen mehr. Die Immobilienindustrie hebt die Mieten schamlos an. Ständig werden Wohnhäuser und ganze Siedlungen saniert oder abgebrochen, um die Rendite der Hauseigentümer:innen zu steigern. Wir kennen kaum noch jemanden, die und der nicht auf Wohnungssuche ist oder nicht Angst hat, die Wohnung zu verlieren.
Diese Krise wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Es ist keine Besserung in Sicht. Und da kommt die steuerbefreite SKKG, die über beträchtliche Landreserven verfügt und mehrere hundert Häuser besitzt (notabene alle schuldenfrei), und kündigt Räumungen an. Nun mal ehrlich: Gehts eigentlich noch?
Die begüterten Stiftungsrät:innen der SKKG und ihre Direktorin, die Millionenerbin Bettina Stefanini: Sie kennen sie nicht, die Angst. Die Angst, am Ende des Monats die Rechnungen nicht zahlen zu können. Die Angst, die Wohnung zu verlieren und auf der Strasse zu landen. Die Angst, entlassen zu werden und kein Geld zu haben für die Miete. Die Angst, krank zu werden, nicht mehr arbeiten zu können. Sie kennen sie nicht, die Verzweiflung, die schlaflosen Nächte, die Sorgen. Von all dem haben die Stiftungsrät:innen und Millionenerbinnen mit ihrem bequemen Leben keine Ahnung. Wir hingegen schon.
Wir haben den Eindruck, der SKKG geht es mit ihrem Räumungsentscheid bloss darum, die Bewohner:innen zu vertreiben. Bei keinem der drei Häuser bestehen Bauprojekte. Im Gegenteil strebt die SKKG solche nur an, um die Bewohner:innen aus den Häusern zu werfen. Das ist doch absurd.
Die sich mit grossem finanziellen Auwand als sozial vermarktende SKKG hat sich entschieden, Teil des Problems zu sein statt der Lösung. Sie wird die Konsequenzen dafür tragen müssen, sollte sie nicht einen vernünftigeren Weg einschlagen.
Dieser ist nach wie vor möglich. Die in der Häuservernetzung Winterthur zusammengeschlossenen selbstverwalteten Stefanini-Häuser haben der SKKG ein ernsthaftes Verhandlungsangebot unterbreitet.
Wir erwarten von der SKKG, dass sie ihren falschen Entscheid zurückzieht und stattdessen mit allen selbstverwalteten Stefanini-Häusern Verhandlungen aufnimmt, um den Wohnraum der Bewohner:innen langfristig sicherzustellen.
Wir erklären uns mit der Häuservernetzung Winterthur solidarisch und werden ihren Kampf für bezahlbaren Wohnraum mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen.
IGBBSL, 10.7.2023