Pressemitteilung: Wohnraum verteidigen (NEU: mit Fotos)

Was heute geschah:

Die sieben selbstverwalteten Stefanini-Häuser in und um Winterthur waren heute abend von der Stefanini-Immobilien- und Kunststiftung SKKG vorgeladen worden, um zu erfahren, was die SKKG in Zukunft mit unseren Zuhause vor hat.

Es wurde uns eröffnet, dass von sieben Häusern drei ab 2025 gewaltsam geräumt werden sollen. Es sind dies jene Häuser, die am längsten von uns in Stand gesetzt und bewohnt werden: die General-Gusianstrasse seit 1997, die Schaffhauserstrasse seit 2003 und die Zürcherstrasse seit 2004. Inmitten einer akuten Wohnungsnot sollen also viele Leute, die wenig haben, obdachlos gemacht und günstiger Wohnraum zerstört werden.

Als Kuhhandel will die SKKG vier Häusern „mittel- bis langfristige“ Verträge vorlegen, zwei davon in der Landwirtschaftszone ausserhalb der Stadt, also wenig renditeträchtig. Bisher waren die Verträge, die die SKKG vorschlug, einzig repressiv und nie langfristig. Es besteht also weiterhin Unklarheit, was den vier vorerst verschonten Häuser wirklich blüht, sollte die SKKG diese Pläne umsetzen können.

Wir waren mit mehr als 70 Leuten vor Ort und haben uns die Räumungsdrohungen angehört. Die SKKG hat jegliche Form von Dialog und Verhandlung verweigert. Sie ist an keiner guten Lösungen interessiert, sondern setzt auf Vertreibung und Gewalt. Wir haben sie stehen gelassen und sind als Demo in die Steinberggasse gezogen, wo es Reden gab zur Explosion der Mieten in den sanierten Stefanini-Häusern und der Gentrifizierung, die auch in anderen Stadtteilen akut ist. Es gab ein Nachtessen für alle, Musik, Transparente und Flugblätter. Es wurde diskutiert und gegessen.

Wir wehren uns gegen die geplanten Räumungen und solidarisieren uns mit allen von Wohnungsnot und Vertreibung Betroffenen. Wir organisieren uns gemeinsam gegen die Stadt der Reichen.

Pressemitteilung der Häuservernetzung vom 3.7.2023 zu den Räumungsplänen der SKKG

PR-Gelaber statt Kommunikation

Obwohl wir seit 2020 mit der SKKG versuchen in Verhandlung zu treten, ist die vermeintlich um Dialog bemühte Stiftung keinen Schritt auf uns zugekommen. Im Gegenteil, getroffene Abmachungen seitens der SKKG wurden nicht eingehalten. Bis heute wurde auf unsere konkreten Vorschläge in keiner Weise eingegangen.

Stattdessen wurden wir kurzfristig vorgeladen. Noch bevor sie uns heute ihre Entscheidung mitgeteilt hat, wurde die Presse bereits darüber informiert. Dass sie die Medien vor den, von den Plänen direkt betroffenen Bewohner:innen benachrichtigt, ist als Teil einer PR-Strategie zu sehen, die mit viel Geld darauf abzielt, die SKKG in möglichst gutem Licht dastehen zu lassen.

In Stand gesetzt und selbstverwaltet

Die selbstverwalteten Häuser waren zum Zeitpunkt des Einzugs in desolatem Zustand und wurden von uns in Stand gesetzt und bewohnbar gemacht. Seither bewohnen und unterhalten wir die Häuser (das älteste seit 1997, das jüngste seit 2011) durch eigene Arbeit und auf eigene Kosten. Es sind unsere Zuhause und vielfältiger Wohn- und Kulturraum für viele.

Da wir an einer langfristigen Lösung interessiert sind, haben wir der SKKG 2020 vorgeschlagen, die Häuser im Baurechtsvertrag zu übernehmen und in eine kollektive Besitz- und Nutzer:innenstruktur zu überführen. Angesichts der Wohnungsnot, der Klimakrise und der dringenden Notwendigkeit, mit Ressourcen nachhaltig umzugehen, macht dieses Vorgehen unserer Ansicht nach ökologisch und sozial am meisten Sinn. Zudem hätten wir so endlich die nötige Sicherheit, um langfristige bauliche Massnahmen zu treffen, damit die selbstverwalteten Häuser weiterhin durch uns bewohnbar bleiben und kulturell genutzt werden können.

Vertreibung aus Profitinteressen

Die SKKG ist eine milliardenschwere steuerbefreite Stiftung. Sämtliche ihrer Liegenschaften sind schuldenfrei. Sie haben damit angefangen, alle ihre Wohnungen mit rund einer Milliarde Franken zu sanieren oder abzureissen und zu überbauen. Dadurch wird günstiger Wohnraum zerstört und die Mieten in den Quartieren steigen. Von dieser Vertreibungspolitik sind Mieter:innen und Besetzer:innen betroffen.

Die heute zur Weiternutzung als Kuhhandel angebotenen vier Häuser sind für die SKKG offenbar finanziell nicht interessant. Mit dem vagen Angebot einer angeblich “mittel- bis längerfristig” Nutzung versucht sie sich möglichst als grosszügig zu profilieren, obwohl bisher noch nie eine langfristige Absicherung der Häuser von Seiten der SKKG vorgeschlagen wurde.

Der Vorschlag dient dazu, von der angedrohten gewaltsamen Räumung der anderen drei selbstverwalteten Häuser per 2025 abzulenken. Mit diesem Entscheid sollen zahlreiche Menschen obdachlos gemacht werden. Verantwortlich für die geplante Durchsetzung von Kapitalinteressen mittels Gewalt ist Bettina Stefanini und der gesamte Stiftungsrat der SKKG.

Wir sind nicht bereit, die Vertreibung der bisherigen Stefanini-Bewohner:innen stillschweigend hinzunehmen. Wir werden uns gegen die Zerstörung unseres Wohnraums wehren.

Häuservernetzung Winterthur, 3. Juli 2023

 

Flugblatt 3.7.2023

 

 

 

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