Bilder & Rede zum 1. Mai in Winterthur

Auch dieses Jahr hat die Häuservernetzung Winterthur zusammen mit anderen Gruppen und Einzelpersonen an den revolutionären 1. Mai mobilisiert im Rahmen des Antikapitalistischen Bündnis Winterthur.

Das Communiqué liegt uns leider noch nicht vor. Es folgt an dieser Stelle.

Hier unsere Rede und einige tolle Bilder der Demo:

„Liebe Freundinnen und Genossinnen und zufällig Anwesende

Wir freuen uns, an der revolutionären 1. Mai-Demo zu euch sprechen zu dürfen! Ich spreche im Namen der Häuservernetzung Winterthur und als Bewohnerin einer Stefanini-Liegenschaft.

Unsere Lage ist schwierig. Wer mit wenig Geld auskommen muss – und das sind viele – ist permanent Angriffen von oben ausgesetzt.

Die Arbeitszeit soll verlängert werden, die Lebenskosten steigen. Gleichzeitig will der bürgerliche Staat mehr Geld in Militär und Polizei pumpen.

Frauen sollen länger arbeiten bis sie eine Rente bekommen, die eh nicht reicht zum leben.

Wir verlieren unsere Wohnungen, weil Banken, Versicherungen, Pensionskassen und die Immo-Industrie ihre Profite maximieren. Sie reissen Häuser ab, um mit den teuren Neubauten Milliarden zu verdienen. Das ist ökologisch und sozial ein Wahnsinn.

Die Gesellschaft, in der wir leben, redet uns von klein auf ein, es sei unser individuelles Problem, wenn wir unsere Arbeit oder unsere Wohnung verlieren, wenn wir von der Rente nicht leben können. Sie sagen uns, wir hätten uns einfach zu wenig angestrengt, seien zu wenig achtsam oder flexibel gewesen.

Wir wissen, das ist eine glatte Lüge. Der Krieg gegen die Armen, der als Normalität gilt, heisst Kapitalismus. Gegen diese gewalttätigen Verhältnisse müssen wir uns organisieren.

Damit haben wir angefangen, Schritt für Schritt. Die Kollektivierung von Wohnraum ist ein solcher Schritt.

Die Stefanini-Stiftung für Kunst Kultur und Geschichte SKKG besitzt in Winterthur und dem Rest der Schweiz unzählige Wohnungen. Nun möchte sie sämtliche Wohnungen sanieren, um ihre Profite zu steigern. Dafür kündigt sie allen Mieter*innen der über 2300 Wohnungen ! Einigen Bewohnerinnen bietet sie neue Verträge an, zu höheren Preisen natürlich. Ein Gutteil der Bewohnerinnen scheint in den Zukunftsplänen der SKKG aber nicht vorgesehen.

Die seit teils mehr als 20 Jahren selbstverwalteten Stefanini-Häuser in Winterthur möchte die SKKG räumen, die Bewohnerinnen, die die Häuser vor dem Zerfall gerettet haben, möchte sie vertreiben.

Wir wehren uns gegen diese Pläne, die ausschliesslich dem Profit einer steuerbefreiten Kunststiftung dienen. Die selbestverwalteten Stefanini-Häuser werden und wurden von zahlreichen Bewohnerinnen und Benutzerinnen erkämpft. Die Selbstverwaltung der räumungsbedrohten Häusern ist ein kleiner Sieg über die kapitalistische Vertreibungspolitik. Und diesen werden wir mit aller Kraft verteidigen.

Jedes Haus, das der Spekulation und der Mietentreiberei entzogen werden kann, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Denn es braucht Räume, die quer zur Verwertungslogik stehen, die politische Diskussionen und soziale Selbstorganisationen ermöglichen.

Deshalb kämpfen wir gegen die Aufwertungsstrategie nicht nur der SKKG, sondern auch der Stadt und der profitorientierten Immobilienindustrie.

Wir kritisieren die geplante Kommerzialisierung des Stadtparks genauso wie die Luxuswohnungen auf dem Sulzerareal und die schleichende Zerstörung des günstigen Wohnraums in den Quartieren.

Wir fangen mit der Verteidigung der Stefanini-Häuser an, weil dort die Vertreibung der Armen aus der Stadt noch verhindert werden kann.

Wir organisieren uns als Direktbetroffene und laden Euch alle ein, Euch mit uns zu organisieren. Wir haben ein ganzes Leben zu gewinnen, Schritt für Schritt.

Häuservernetzung Winterthur

1. Mai 2022

wohnraumverteidigen.noblogs.org “

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