Hände weg von der Gisi! Medienmitteilung zur Schlichtungsverhandlung vom 20.5.

Heute, Dienstag 20. Mai 2025, trafen sich frühmorgens mehr als 60 Aktivist:innen & solidarische Leute vor dem Bezirksgericht Winterthur.

Diese Mobilisierung hat einen beängstigenden Grund: Mitten in einer akuten Wohnungsnot macht die millionenschwere, steuerbefreite Stefanini-Stiftung SKKG mit ihrer Immobilienbude Terresta die ersten Schritte, um ein seit Jahrzehnten selbstverwalteten Wohn- und Kulturraum gewaltsam zu räumen und teuer zu sanieren.

Seit 2020 versuchen die Bewohner:innen der General-Guisan-Strasse 31 gemeinsam mit anderen Bewohner:innen anderer von der Räumung bedrohten selbstverwalteten Häusern mit der SKKG in Verhandlung zu treten, um den Wohnraum vieler Leute in dieser Stadt zu erhalten und die Vertreibung aus der Stadt abzuwehren. Die SKKG hat die Verhandlungsvorschläge der Häuservernetzung Winterthur zum Erhalt der Häuser abgelehnt.

Im November 2024 hat die SKKG stattdessen den Räumungstermin für die General-Guisan-Strasse 31 auf Februar 2026 festgelegt. Weitere zwei langjährig selbstverwaltete Häuser sollen später geräumt werden. Gegen diese einzig profitgetriebenen Vorhaben formiert sich Widerstand in der Stadt.

Das Haus an der General-Guisan-Strasse wurde vor 28 Jahren, im Januar 1997 besetzt, und ist mittlerweile eines der ältesten besetzten Häusern der Schweiz. Als bekanntestes besetztes Haus in Winterthur hat die Gisi eine grosse symbolische und praktische Bedeutung, die weit über die vier Wände hinausgeht. Seit Jahrzehnten dient sie als Ort der Vernetzung und des Austauschs, bietet günstigen Wohnraum und ist einer der letzten unkommerziellen Kulturorte in dieser Stadt.

Nicht nur wurde das Räumungsdatum ohne Verhandlungen oder Ersatzangebot von der SKKG verkündet, vor einigen Monaten versandte die Stefanini-Stiftung zudem die Kündigung eines seit den 1990er-Jahren gemieteten Raumes im Erdgeschoss der Gisi auf Ende Juni 2025.

Gegen diese Kündigung und die drohende Räumung wehren sich die Aktivist:innen mit allen erdenklichen Mitteln, wie sie sagen. Der Gang vor die Schlichtungsbehörde ist ein Schritt von vielen. Es ist klar, dass es nicht der letzte sein wird. Die Gisi ist wichtig – als günstiger, selbstverwalteter Wohn- und Kulturraum und als linker Treffpunkt mitten in einer herausgeputzten und für die Reichen renovierten Stadt. Die Reden vor dem Gerichtsgebäude lassen sich so zusammenfassen: „Die Häuser denen, die drin wohnen. Wir geben sie nicht her!“

Eine Aktivistin stellte klar: „Der Auflauf vor dem Bezirksgericht mit Frühstück, Reden, Transparenten, Schilder, Kaffee und Aktionen ist unsere Antwort auf ihre verfehlte Politik. Wir schliessen uns solidarisch zusammen und unterstützen all jene, die von Kündigung und Vertreibung betroffen sind.“

Ein anderer Aktivist vor Ort ergänzt: „Die SKKG verfügt über sehr viel Geld, Kunst und Häuser, sie braucht die Gisi nicht. Wir aber können ohne die Gisi und unsere Zuhause nicht leben. Darum müssen wir für sie kämpfen“.

Der Kampf um die General-Guisan-Strasse 31 ist auch ein Kampf gegen die akute Wohnkrise, gegen die weder die Stadt noch die Grundbesitzer:innen eine soziale Lösung präsentieren. Der Kampf richtet sich genauso gegen die drohenden Räumungen der anderen selbstverwalteten Häuser und die Kündigungen, die in dieser Stadt viele Mieter:innen von bisher günstigen Wohnungen drohen oder bereits durchgesetzt wurden, beispielsweise im Tegerloo in Oberi, an der Zypressenstrasse in Wülflingen, im Rosenberg auf dem Wagenplatz und dem Campingplatz und an anderen Orten.

Eine junge Frau beim Kaffee-Wagen sagte es so: „Wir solidarisieren uns mit den Kämpfen der Bewohner:innen hier und in anderen Städten und Orten gegen die Gewalt und die Zumutungen der Wohnungskrise, gegen Vertreibung und Gentrifizierung überall auf der Welt.“

Als die Betroffenen aus dem Gerichtsgebäude treten, teilen sie mit, dass vor der Schlichtungsbehörde keine Einigung gefunden werden konnte. Der Rechtsstreit um die General-Gusianstrasse 31 und der politische Kampf um den Erhalt der selbstverwalteten Häuser wird fortgesetzt.

Häuservernetzung Winterthur
20.5.2025

Weitere Informationen zur Häuservernetzung Winterthur:
wohnraumverteidigen.noblogs.org

Weitere Informationen zur Subcultura:
subculturalebt.com

Weitere Informationen zum Kulturangebot in der General-Gusianstrasse 31:
ggs31.arachnia.ch

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.